Interview mit Wolfgang Kradischnig, scheidender Vorstand der IG Lebenszyklus Bau
Nach 15 Jahren intensiver Tätigkeit im Vorstand der IG Lebenszyklus Bau verabschiedet sich Wolfgang Kradischnig, CEO von DELTA, aus seiner Führungsposition. Im exklusiven Gespräch reflektiert er über die Entwicklung des Vereins, die erreichten Meilensteine und die zukünftigen Herausforderungen im Bereich des lebenszyklischen Bauens.
Rückblick auf 15 Jahre IG Lebenszyklus Bau
„Ich hatte das Vergnügen, 15 Jahre lang in der IG Lebenszyklus Bau mitzuarbeiten", beginnt Kradischnig seine Ausführungen. Seine Tätigkeit begann mit einem Vorbereitungsjahr als Initiative, gefolgt von 14 Jahren im Vorstand des gemeinnützigen Vereins. In dieser Zeit wurden zahlreiche wegweisende Projekte initiiert und umgesetzt.
Die wirkungsvollsten Initiativen
Als besonders fruchtbringend hebt Kradischnig die Veranstaltungen hervor, die Bauherren zusammenbrachten: „Jene Veranstaltungen oder Initiativen, die aus meiner Sicht am meisten Nutzen gebracht haben, sind sicher die Bauherren Foren."
Er betont die zentrale Rolle der Bauherren als „Weichensteller in Projekten, wenn es um lebenszyklus-orientierte Projekte geht". Die Veranstaltungsformate, in denen diese Schlüsselakteure zusammenkamen und gemeinsam diskutierten, was für eine lebenszyklische Projektgestaltung notwendig ist, bezeichnet er als besonders wertvoll.
Gleichzeitig würdigt er auch den jährlichen Kongress, die interdisziplinären Arbeitsgruppen und die Webinare, in denen erarbeitete Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
Kontinuierliches Engagement trotz Vorstandsaustritt
Obwohl er nun aus dem Vorstand ausscheidet, bleibt Kradischnig dem Verein weiterhin eng verbunden: „Mir ist dieses Anliegen der IG Lebenszyklus Bau, nämlich Projekte Lebenszyklen zu denken und auch zu optimieren, ein großes. Es ist ein Herzensanliegen von mir."
Seine Expertise und sein Engagement wird er weiterhin in einzelnen Arbeitsgruppen einbringen: „Was ich jedenfalls auch tun will, ist, in den einzelnen Arbeitsgruppen meine Erfahrungen, mein Wissen einbringen und mich auch von den anderen Arbeitsgruppen-Mitgliedern inspirieren lassen und auch weiter wachsen zu können."
Fortschritte und Herausforderungen im lebenszyklischen Denken
Auf die Frage nach den Veränderungen in den vergangenen 15 Jahren – von der reinen Errichtungskostenbetrachtung hin zur Lebenszyklus-Betrachtung – zieht Kradischnig ein differenziertes Fazit: „Ich glaube, im Bewusstsein hat sich vieles verändert. Im Mut, etwas in der Richtung auch umzusetzen, noch nicht in dem Ausmaß, wie es die Menschen schon wissen."
Er identifiziert eine zentrale Herausforderung: Die unmittelbaren Errichtungskosten eines Bauprojekts sind präsenter und werden stärker wahrgenommen als potenzielle Betriebskosteneinsparungen über Jahrzehnte hinweg. „Das haben die Menschen noch nicht so im Blick", resümiert er.
Kradischnigs Vision geht jedoch weiter: „Das denke ich mir, muss so tief in uns verankert sein, dieses Lebenszyklische, diese Überzeugung, dass ich nicht mehr darauf schaue: bringt mir erst morgen was oder übermorgen, sondern das ist okay. Es geht ja gar nicht anders."
Ausblick und Wünsche für den neuen Vorstand
Mit großer Zuversicht blickt Kradischnig auf den neuen Vorstand: „Wir haben extrem engagierte, inspirierende und auch kompetente Personen im Vorstand."
Seine Botschaft an das neue Führungsteam für die kommenden vier Jahre ist klar: „Eigentlich nur, dass sie das, was sie in den letzten Jahren schon eingebracht haben – den Spirit, die Energie, die vielen Ideen –, dass sie das auch genauso weiter praktizieren. Dann wird sich unser Verein IG Lebenszyklus Bau sicher sehr positiv weiterentwickeln. Vital bleiben, auch ständig erneuern. Das ist mein einziger Wunsch an sie alle."